Der emotionale Befreiungschlag




Nach einem enttäuschenden Derby in Bern, folgte am Tag darauf unerwartet der emotionale Befreiungsschlag. Warum der Derby-Heimsieg gegen den grossen und schier übermächtig scheinenden SCB die Saison der Tiger in den Grundmauern verändert hat. Die Emotionen sind zurück und die Meisterschaft hat auch in Langnau begonnen…

Ein grosser Sieg welcher das Feuer wieder entfacht hat

Es schleckt keine Geiss weg, der erste Derbysieg in der heimischen Ilfishalle war für viele Zuschauer der emotionle Höhepunkt seit dem Wiederaufstieg. Und dieser völlig unerwartete Sieg war auch noch am Montag danach ein Thema: So wurde über dieses denkwürdige Spiel sogar an verschiedenen Mittagstischen in einem Cafè eines Altersheims im Raum Bern gesprochen. Ein eigenartiges Phänomen, aber es kommt nicht von ungefähr: Wenn ein Underdog, welcher am Vorabend absolut keine Chance auf Sieg hatte, so überzeugend zurückkommt und den Meister vom Eis fegt, dann wird die älteste Grossmutter mit 5% Emmentaler-Blutanteil nochmals in den Bereich des Frühlings gehievt.

Der Derby-Heimsieg war nicht nur überraschend, sondern der emotionale Befreiungschlag nach einer Durststrecke

Dabei war der Start in die Meisterschaft alles andere als emotional. Zeitweilen hatte ich den Eindruck, dass viele Zuschauer (inkl. mir) im Stadion das Gekraue auf und neben dem Eis am Bereich zwischen Lende und Oberschenkel vorbeiging. Wir nahmen Niederlagen einfach zu emotionslos hin, konnten aber irgendwie nicht anders. Zum Glück wurde doch noch interveniert und früh in der Meisterschaft die Reissleine gezogen. 

Emotionen gehören zu Eishockey

Es schien fast, als ob die Emotionen abgewürgt würden und wir uns langsam aber sicher zu einem gewöhnlichen Club entwickeln, welcher irgendwann niemand mehr mit den Stärken wahrnehmem würde, welche Langnau von anderen Clubs unterscheidet: Kampf, Emotionen, Leidenschaft und Solidarität. Ohne diese besonderen Eigenschaften funktionert es in Langnau nicht, weil unser Tiger sportlich ein Underdog ist und vermutlich noch eine Weile bleiben wird. Das Schlimmste für einen Club wie Langnau ist: Das lauwarme und schier emotionslose Phänomen, weder heiss noch kalt.

Brot und Spiele, so funktioniort Eishockey: Gerade Langnau lebt von Emotionen, auch weil der sportliche Erfolg (Playoff's und mehr) in der NLA schwierig zu bewerkstelligen ist. Um Emotionen zu wecken und eine Euphorie zu entfachen, braucht es nebst dem sporlichen Erfolg, die vorgelebte Identifikation, daraus "das Erkennen von sich selber" der Fans und Zuschauer: Das gelungene Derbyshirt weckt Emotionen nur dann, wenn der bissige Tiger den Bären vorallem auch auf dem Eis angreift. Oder das Publikum erwacht erst, wenn auf dem Eis solidarisch, mit Leidenschaft füreinander 100% gekämpft wird, wie gegen den SCB. Dazu braucht Langnau immer wieder Spieler, welcher unsere Charaktereigenschaften und Mentalität auf dem Eis zelebrieren.

Chris DiDomenico zelebriert Kampf, Leidenschaft und Emotionen, ist auch deshalb für viele ein Publikumsliebling

Heinz Ehlers ist es sehr schnell gelungen, trotz seiner coolen Wesensart und seinem sachlichen Wirken, Emotionen zu wecken. Dies auf Grund des starke verbesserten Spiels, welches jedem Laien auffällt. Aber vorallem auch auf Grund seiner Emmental-Kompatiblen Charaktereigenschaften, welche scheinber sehr gut zu den Erwartungen an die SCL Tigers passen. Dazu das jüngste Beispiel eine Aussage von Ehlers nach dem gestrigen Sieg gegen Genf: «Ich freue mich über die drei Punkte. Aber ich bin überhaupt nicht zufrieden. In spielerischer Hinsicht war das eine Katastrophe.» (Quelle BZ) Diese Worte könnten auch von den vielen kritischen Zuschauer im Stadion gekommen sein. Keine Silbe wird auch bei einem Sieg schöngeredet und man hörte zum ersten Mal seit Jahren die Wahrheit von einem Headcoach! Seien wir ehrlich, gestern hätten unsere Tigers auch verlieren können, doch genau solche erknorzten Siege braucht ein Team, um erfolgreich zu werden. Nicht wenige Zuschauer im Stadion dachten vermutlich das Gleiche, der Headcoach persönlich hat es für uns ausgesprochen. Und darum löst er Emotionen aus, wiel sich viele Menschen im Stadion mit seinen Aussagen (realistisch), Handlungen (harter Arbeiter ohne grosse Worte) und Bodenständigkeit (ein Stamm wie eine Dürsrüti-Tanne) identifizieren.

Haben wir mit Ehlers den Hagu Heinz der Neuzeit?

Dieses Verhalten von Ehlers, welcher in den Medien oft als hart, kritisch und Tiefstapler beschrieben wird, ähnlet der Mentalität vieler Emmentaler oder eben auch einer berühmten Figur von Gotthelf:

Dem gradlinigen, zeitweilen menschenscheuen und grimmigen Hagu Hans vom Blitzoch! Der hatte den Glunggenhof für sechzigtausend Gulden gekauft. Er verpachtet Vreneli und Ueli die Glungge zu günstigen Konditionen und es ging bergauf. Das Pächterpaar Vreneli und Ueli macht wieder Gewinn und auf einmal sind sie von der Magd und Knecht, zu wohlhabenden Pächter geworden. Hagu Hans galt zwar im Dorf als unnahbar und grimmig, doch er war rechtschaffend, gradlinig und ein ehrlicher Mann! Und sah das Potential von Ueli und Vreneli, gab Ihnen die Chancen wieder auf den richtigen Weg zu kommen und eine gute Zukunft zu haben.

Hagu Hans galt als streng, fordernd und grimmig. Er war aber auch ein gradliniger und gestandener Mann mit gutem Kern 


Nachfolgend nochmals der Text von oben, porjeziert auf Hagu Heinz und seine blitzigen Tigers:

Dem gradlinigen, zeitweilen grimmigen Hagu Heinz aus dem Nordblitzloch! Der hat den Tiger für vorerst 3 Jahre übernommen. Er verpachtet sein Hockeykompetenz mit einem erfolgreichen System und es geht wieder bergauf. Das Tigerli und seine Fans feiern wieder Siege und auf einmal wird es ernstzunehmender Mitstreiter um die Playoffs. Hagu Heinz gilt zwar in den Medien zeitweilen als unnahbar und grimmig, doch er ist rechtschaffend, gradlinig und ein ehrlicher Mann. Er sieht das Potential von Tigerli und seinen Fans, gibt Ihnen die Chance, wieder auf den richtigen Weg zu kommen und eine sportlich erfolgreiche Zukunft zu haben. Hagu Heinz ist drauf und drann, aus Tigerli wieder einem bissigen Tiger zu machen. 

In diesem Sinne: Wir sind wieder auf dem richtigen Weg und es macht auch innerlich wieder richtig Freude, an die Spiele zu kommen! Weiter so, Tigers!

Mänfu